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Fliegende Bauten, Standfestigkeit, statische Vorplanung – Was macht eigentlich ein Statiker?

Um eine Messe stattfinden lassen zu können, bedarf es vieler helfender Hände. Einen wesentlichen Teil zur Sicherheit tragen dabei die Statiker bei, die wiederum nur ein kleiner Bestandteil des großen Gefüges sind, das unseren Messe-Aufbau erst ermöglicht. Einen von ihnen haben wir zum Interview getroffen.

Nick Hoffmann, Statiker beim Ingenieurbüro Klaus Röder
Nick Hoffmann, Statiker beim Ingenieurbüro Klaus Röder

Hallo Nicolaj und danke, dass du für ein kurzes Interview zur Verfügung stehst. Du bist Statiker beim Ingenieurbüro Klaus Röder und arbeitest schon seit vielen Jahren mit der Messe Frankfurt zusammen. Erzähle doch zum Einstieg etwas über dich und erkläre uns, was genau dein Job ist.

Ich heiße Nicolaj. Ich bin auf dem Messegelände besser bekannt als Nick, 34 Jahre alt und von Beruf Bauingenieur. Ich arbeite im Bauwesen als Statiker und unterstütze hier bei der Planung von Neubauten oder Umbaumaßnahmen. Außerdem bin ich in der Veranstaltungsbranche aktiv. Hier habe ich mich auf Fliegende Bauten und die Veranstaltungstechnik spezialisiert. In diesem Bereich gelten stellenweise etwas andere Normen und Richtlinien. Im Vorfeld und während des Aufbaus verschiedener Veranstaltungen unterstützen mein Team und ich die Messe bei der statischen Vorplanung und bei den Überprüfungen diverser Konstruktionen hinsichtlich der Standfestigkeit und Stabilität.

Wie läuft so ein typischer Tag während des Messe-Aufbaus für dich ab?

Ich treffe mich morgens mit meinem Team zur Lagebesprechung und Abstimmung für den Tag. Nach Bedarf stimmen wir uns mit den Kolleg*innen des Technischen Projektmanagements ab im Hinblick auf Problem- oder Sonderfälle.

Anschließend teilen mein Team und ich uns auf die bespielten Hallen auf und laufen die Hallengänge ab. Hierbei überprüfen wir täglich während des Aufbaus, je nach Komplexität auch mehrmals am Tag, die statisch relevanten Sonderkonstruktionen und Hallendeckenabhängungen. Den Bauprozess überwachen wir bis zur Fertigstellung des Messestandes und stimmen uns mit den Messebauer*innen über den Bauverlauf ab. Bei Bedarf geben wir Vorschläge zur Optimierung der Stabilität und kontrollieren die vollständige Ausführung mit dem Ziel, am letzten Aufbautag die Standsicherheit für die Konstruktionen bestätigen zu können.

Danke für diesen spannenden Einblick. Das klingt nach viel Verantwortung. Gibt es denn einen Tipp, den du gerne jedem Standbauunternehmen oder Aussteller im Vorfeld mitgeben würdest?

Rechtzeitig Kontakt aufnehmen und prüfen, ob ich als Planer*in eine statisch relevante Sonderkonstruktion auf meinem Stand habe! Die meisten Themen können vor dem Aufbau geklärt werden, um einen reibungslosen Ablauf gewährleisten zu können. Wenn während des Aufbaus Lösungen gesucht werden müssen, um die Stabilität zu gewährleisten, kann es für die Kund*innen unnötig Zeit und Geld kosten. Wir unterstützen gerne im Planungsprozess und vermitteln externe und unabhängige Statiker*innen, die mit den Kund*innen das Tragwerk planen und die nötigen Unterlagen zur Überprüfung und Genehmigung vor dem Aufbau zusammenstellen.

Jetzt haben wir viel über das gesprochen, was vor einer Messe passiert. Hört deine Arbeit mit dem letzten Aufbautag dann einfach auf?

Wenn alle statischen Überprüfungen und Abnahmen durchgeführt wurden, erfolgt eine Nachbereitung. Die durchgeführten Abnahmen werden dokumentiert und können für die entsprechende Messe im Folgejahr wieder relevant sein. Zudem gilt auch für uns der Spruch „Nach der Messe, ist vor der Messe“. Viele Planungsphasen überschneiden sich, sodass wir ständig im Austausch mit ausstellenden Unternehmen, Messebauer*innen, Servicepartner*innen und den Kolleg*innen der Messe sind. Ansonsten haben wir auch noch einige andere Veranstaltungs- und Hochbauprojekte im Raum Europa zu betreuen.

Was ist das Kurioseste, was du während oder vor einer Messe bisher erlebt hast?

Ich sehe regelmäßig kuriose Dinge während des Aufbaus, was mich bestärkt, präsent zu sein und dafür sorgen zu können, dass eine Veranstaltung ohne Gefahr verlaufen kann.

Das Kurioseste ist für mich aber immer wieder der Wandel einer leeren Halle zu hunderten kleinen manchmal auch augenscheinlich chaotischen Baustellen und schließlich zu dem Morgen an dem eine Messe in einer sauberen Halle, mit sauberen Teppich und blitz blank geputzten Messeständen beginnt.

Und was ist für dich der Grund, weshalb du jeden Morgen mit Freude auf die Arbeit gehst?

Es ist spannend, im Kollektiv zusammen auf ein Ziel hinzuarbeiten. Am Tag X beginnt eine Veranstaltung und es wird gemeinschaftlich das Größtmögliche dafür getan, dass diese Veranstaltung beginnt und alle, so wie sie es sich vorgestellt haben, teilnehmen können.

Das sind wunderbare Schlussworte. Vielen Dank für deine Einblicke! Dann sehen wir uns alle bald wieder auf dem Messegelände!

Sehr gerne!

Exkurs: Und was sind nun „Fliegende Bauten“? Dabei handelt es sich um bauliche Anlagen, die geeignet sind, an verschiedenen Orten wiederholt und befristet aufgestellt und wieder abgebaut zu werden.